Auf dich gewartet haben wir schon lange

Auf dich gewartet haben wir schon lange

AUF DICH GEWARTET HABEN WIR SCHON LANGE…

Ein Bericht über die ersten vier Lebensjahre von Christan Tietjens aus der Sicht der Großeltern.

Aufgezeichnet von Elisabeth Tietjens

Auf Dich gewartet haben wir schon lange!

Bei einem Glas Rotwein erzählten uns Deine Eltern von Deiner, noch ein wenig in Frage gestellten, Existenz.

Am 9. August 1983 kam der Anruf, dass es Dich gibt!!!

Wir, Deine zukünftigen Großeltern, werden Dein Wachstum hoffnungsvoll begleiten.

11. August 1983
Am Nachmittag, es war schön warm und sonnig, kamen Deine Eltern zum Kaffee.

Wir haben einige Fotos gemacht, um uns vorstellen zu können.
Deine Mutti hat ein Ziehen im Bauch (es schmerzt ein wenig) „Du wächst“!! Dein Vater bringt den Spruch: “Du solltest ordentlich treten, wenn Mutti den Vati ärgert“.

Merke auf! – So etwas nennt man Erziehung! – Mal sehen wie es weiter geht.

20. August 1983
Deine Eltern waren kurz da, teilten uns mit, dass Du nun so groß wie eine Walnuss seiest. Übrigens haben sie Urlaub.

24. August 1983
Wir haben miteinander telefoniert. Absprache einer Fahrt, die wir gemeinsam morgen als freien Tag verbringen wollen. Mutti war inzwischen beim Arzt, zur Blutentnahme. Über Dich war nichts Neues zu berichten.

25. August 1983
Unsere Vorbereitungen sind getroffen.

Mutti und Vati gut gelaunt, holen uns ab. Wir fahren über schöne, ruhige, so genannte grüne Straßen, Richtung Schaalsee. Die Landschaft dort ist schön. Ein wenig wellig, mit Wiesen, Feldern, darin kleine Baumgruppen und Laubwald. Viele kleine Seen machen die Gegend ruhig und erholsam. An der Zonengrenze ist es trostlos.

Die Fahrt geht weiter in Richtung Ostsee. Der Himmel noch etwas bewölkt, reißt auf, als wir Travemünde erreichen. Nach geraumer Zeit haben wir den schönsten Sonnenschein. Eine Zeit verbringen wir mit Faulenzen im Strandkorb, dann geht es ins Wasser, d.h. Mutti, Oma und Opa; Vati hat die Sachen bewacht.

Du bist nun 9 Wochen alt, in Muttis Bauch. Der Tag mit Sonnenschein, Wind und guter Stimmung fand seinen Abschluss in Lübeck.

Wir sind kleine Leckermäuler und suchen uns manchmal besondere Gaststätten aus. Hier nun die „Schiffergesellschaft“, ein historischer Bau. Mutti isst leidenschaftlich gern „Lady Curzon“-Suppe. Wir anderen Tietjens haben nach dem Hauptgang einen uns noch nicht bekannten Nachtisch gegessen:
Frische Zwetschgen in Teig gebacken mit Rum-Honig-Soße, Eis mit bitteren Schokoladenstückchen. Dekoration: frische Brom- und Johannisbeeren am Stiel und ein Stückchen Pfirsich.
Ja, wir sind manchmal Snobs!

26. August 1983
Da uns der Tag gut bekommen und gelungen war, haben wir am Freitag noch mal eine Fahrt nach Travemünde unternommen. Wetter, Lust und Laune gut! Vati toll mutig, hat ein Bad in der Ostsee genommen, obwohl er kaltes Wasser nicht mag. Opa, wagemutig wie immer, ist weit raus geschwommen. Sonst ist im Moment nichts Besonderes zu sagen. Es geht allen gut.

4. Oktober 1983
Die Eltern waren heute beim Mama-Doktor, der hat eine Ultraschall-Aufnahme gemacht, ein Foto von Dir. Du hättest ganz schön im Wasser geplanscht, erzählte Papa. Du bist nun schon größer geworden und die Mutti ein wenig dicker.

11. November 1983
Ein wunderschöner November. Vorletzter Tag in Bad-Bevensen. Opa ging es nicht so gut, hat eine etwas längere Bettruhe eingelegt. Oma war bei der Gymnastik ein wenig taumelig.

Der Wetterbericht: Sonne, Sonne und angenehme Temperaturen, schon um 10.00 Uhr früh. Das Auge kann sich an der wunderschönen Herbstlaubfärbung nicht satt sehen.
Mutti und Vati haben uns telefonisch mitgeteilt, dass Du wohl schon ein wenig auf dem Daumen gelutscht hast. Gestern begann Dein 6. Lebensmonat. Mal sehen, was weiter zu berichten ist.

29. November 1983
Oma hat Opa mit 60 Jahren erreicht. In Henstedt nichts Neues. Doch Mutti wird rundlicher und entwickelt einen riesigen Appetit. Du beginnst täglich ein wenig zu strampeln.

Die Adventszeit hat begonnen. Da sind unsere Gedanken sehr häufig bei Dir, denn im nächsten Jahr wirst Du schon alle Lichter sehen können.

2. Dezember 1983
Mutti hat telefoniert. Sie war beim Doktor, mit Euch ist alles in Ordnung. Dein kleines Herzchen ist schon ganz doll in Gange. Vati und Mutti konnten es zum ersten Mal hören.

Die Berichterstattung lässt nach, Oma ist manchmal sehr von ihrem Job mitgenommen, ebenso Opa.

Du wächst – Mutti schmeckt das Essen und Vati sagt kluge Dinge.

27. Dezember 1983
Weihnachten waren wir bei Deinen Eltern zum Essen eingeladen. Die beiden haben sich ganz doll Mühe gegeben. Wir haben zusammen einen schönen Tag verbracht.

März 1984
Es vergeht die Zeit im Fluge. In Poppenbüttel wird immer irgendetwas renoviert.

Der Geburtstag Deiner Eltern ist da, den wir natürlich mit einem tollen Essen im Lindenkrug begehen.

Dann beginnt das Warten auf Deine Geburt.
Der Stichtag ist überschritten, Mutti hat stark geschwollene Beine, muss eine Nacht im Krankenhaus bleiben. Darf wieder nach Hause, aber täglich zur Kontrolle in die Klinik (Ultraschall und Herztöne – natürlich Deine).

Sonnabend sind Deine Eltern bei uns in Poppenbüttel, am Sonntag, 1. April im Schreber-Garten und am Abend geht’s ins Krankenhaus, die Wehen haben eingesetzt.

2. April 1984
11.00 Uhr:Anruf von Papa: Du bist endlich auf der Welt!!!

Etwas verspätet, aber gesund und munter. Dir, Mutti und Papa geht es gesundheitlich gut. Wir haben einen kleinen Jungen, sein Name ist CHRISTIAN.

In der Nacht Deiner Geburt war es sehr frostig, 5 Grad minus. Heute an Deinem ersten Lebenstag ist es weiß geworden, es schneit. Der Winter will uns noch nicht verlassen. Wir, d.h. Oma und Opa Tietjens, Deine Großeltern, durften Dich am Nachmittag bewundern. Deine Eltern waren ein bisschen mitgenommen, ihnen fehlte Schlaf, da Du sie die ganze Nacht in Anspruch genommen hattest. Doch sie und wir sind glücklich. Du lagst in Deinem Glasbettchen schlafend mit etwas schreckhaften Träumen. Dein kleiner Mund unverkennbar die Mutti, ebenso die Fingernägel. Dein Kopf ist mit dunkelblonden Haaren bedeckt, das Gesicht und der Körper sind nicht ein bisschen runzelig. Bei Deinem tollen Gewicht eigentlich normal, wie Vater zu sagen beliebt.
Streicheln durften wir Dich schon! Du brauchst noch viel Ruhe nach der anstrengenden Geburt.

Wir tragen ab jetzt Dein Bild in unseren Herzen.

9. April 1984
Heute sind Mutter und Kind aus dem Krankenhaus entlassen worden. Nach kurzem Zwischenaufenthalt in Henstedt-Rhen kam die junge Familie nach Poppenbüttel. Du, Christian, warst eingepackt, durftest auf Omas Arm ins Haus getragen werden. Spucken und eine volle Windel war die Begrüßung für die Großeltern. Mittags wurde Christian, unser Liebling, gestillt und in Omas Bett zum Schlafen gelegt.

Nach dem Mittagessen sind die Eltern einkaufen gefahren, sie mussten noch einen Kinderwagen für Dich kaufen. Vielleicht werden wir heute noch aufs Foto gebannt, mal sehen.

22. April 1984 Ostersonntag
Opas Geburtstag!

Heute erwarten wir unsere Drei zum Mittagessen, da dürfen wir unseren Liebling Christian im Arm halten.

10.45 Uhr es klingelt! – Erster Besuch, Frau Methke mit Enkelin, etwas später Anni und Erich zur Gratulation! 12.30 Uhr: Kritzers sind gerade gegangen. Da kommen unsere Kinder mit Taschen, Geschenken und schlafendem Christian. Das Ständchen für Opa wird später nachgeliefert.

Ein wunderschöner warmer Frühlingstag macht alles noch viel fröhlicher. Christan darf im Garten stehen, natürlich in seinem tollen Kinderwagen.

Das Mittagessen: Hummerrahmsuppe, Rehrücken, Pfifferlinge, Karotten, Kopfsalat und Kartoffelbrei; als Nachspeise Rote Grütze mit Sahne, wird von allen mit Genuss verspeist. Christians Hunger wird im Anschluss daran gestillt. Bäuerchen machen ist für das liebe Kind oft ein Problem. Oma und Opa tragen den Liebling ein bisschen herum und wurden dabei geknipst (fotografiert). Am Nachmittag geht es zur Vorstellung des Nachwuchses (Christian) zu den Schrägen (Kritzers).

Danach Kaffeetrinken, Spielchen der Väter miteinander, Ingrid – Mutterrolle, Oma – Mützchen und Jäckchen vergrößern, so vergeht die Zeit.

Am Abend: Fernsehen, Kind beruhigen, gemeinsam Abendbrot essen, dann Abreise unserer Drei.

Ein schöner Tag war vorbei!

3. Juni 1984
Heute ist Sonntag und Urlaub. Die Sonne zeigt sich endlich wieder. Gestern war unser Liebling 2 Monate jung und was besonders zu vermerken ist, in Poppenbüttel bei Oma und Opa. Christian ist schon größer geworden und an seinem Umfeld interessiert. Lieb und ruhig ist er nach wie vor, die Eltern können mit ihm machen, was sie wollen, Partys, Tag- und Nachtfahrten im Auto usw., er meldet sich nur, wenn er Hunger, Bauchweh oder eine zu nasse Windel hat. Wenn seine rechte Wange gestreichelt wird, lacht er, ansonsten kann er schon Boxen, Treten und Grimassen schneiden. Morgen an unserem 36. Hochzeitstag wird Christian 9Wochen alt.

3. Juli 1984
Mutti und Vati hatten 3-jährigen Hochzeitstag, da durfte unser liebstes Kind am Abend bei Oma und Opa bleiben. Unser Christian ist schon 3 Monate alt. Wir sehen, dass er von Woche zu Woche mehr Dinge kann: Gurrlaute oder Kiekser, mit den Händen spielen, greifen und vor allem sich freuen! Er kann auch zum Gotterbarmen schreien, nein schluchzen und greinen, aber dann möchte er beschäftigt werden oder der Bauch tut weh, das Höschen ist voll, doch bei Hunger spielt er mit Spucke. Neuerdings ist die kleine Zunge auch in sein Spiel mit einbezogen. Wir, Oma und Opa, sind immer ganz glücklich, wenn wir ihn im Arm halten dürfen.

23. November 1984
Eine lange Zeit habe ich nichts mehr geschrieben, die Zeit und Ruhe haben mir gefehlt.

Bad Bevensen. Wir sind seit einigen Tagen hier um uns einer dringenden Erholung zu unterziehen. Am Abend gegen 21.00 Uhr kam unser Schätzchen mit seinen Eltern zu Besuch. Da es Freitag ist, konnten die Drei herkommen und hier im Hause übernachten.

Mit Christian ist es zurzeit ein wenig schwierig. Er wacht häufig auf und weint. Vor einer Woche war er stark erkältet mit Schnupfen und Husten, was er noch nicht ganz überwunden hat. Er weiß natürlich, dass man in so einem Fall öfter nach ihm schaut. Meistens ist unser Liebling freundliche, schäkert gern und erzählt „Ba, Ba, Ba“ oder ähnliches. Seine Fortbewegung ist der Rückwärtsgang mit Drehungen auf dem Bauch, wie auf einem Teller.

Wenn Christian lacht, zieht er das Näschen kraus, dann sieht er genau wie sein Papa aus, als der ein Baby war. Allerdings wird unser Schätzchen auch manchmal wütend. Beim Essen festgehalten werden, liebt er nicht, essen mag er nur, wenn er Lust hat, kleine Spielchen müssen manchmal gemacht werden, um die Pausen zwischen den Mahlzeiten auszufüllen, damit der Appetit angeregt wird.

„Christian ist gut im Futter“ würden die Westfalen sagen. Da die Mutti ihn lange gestillt hat, muss er erst Essen und Trinken richtig lernen.

Der 24.11., Omas Geburtstag, war ein glücklicher Tag. Da unser liebes Enkelkind den ganzen Tag bei uns war. Mit Opas Hilfe bewältigten wir alle anfallenden Schwierigkeiten. Am Sonntagnachmittag sind unsere Drei wieder heimgefahren und gut zu Hause angekommen.

9. Dezember 1984
Heute ist ein besonderer Tag!

Christian Tietjens wird getauft.

Eine Familienfeier ist angesagt. Inder Kirche wurde der Täufling müde und verschlief somit seine Taufe. Wir sind dann alle nach Henstedt-Rhen gefahren und dort den Sonntag im Kreise der Lieben geblieben. Wir, Oma und Opa, haben im Dezember viel Arbeit im Betrieb und sind froh, wenn wir das neue Jahr zu fassen haben.

22. April 1985
Christian hat Opa am Geburtstag eine Freude gemacht: er kann laufen!!

19. Mai 1985
Heute ist Gartenarbeit angesagt! Papa hilft Opa bei Fällen von Tannenbäumen. Das Wetter ist wunderschön sonnig.

Christian schaut zu, was die Männer machen und spielt im Sand mit Gießkanne, Ball oder was ihm gerade Spaß macht. Er ist froh und glücklich!

Juni 1985
Die Urlaubszeit ist da, mit vielen Vorbereitungen im Betrieb für Opa und mich. Wir fahren nach Bevensen. Dort können wir gut entspannen. Die Zeit verläuft wie im Fluge und der Urlaub ist schon zuende. Als wir zurückkamen, waren unsere Lieben in den Urlaub gefahren. Somit konnten wir unseren Schatz längere Zeit nicht sehen.

27. Januar 1986
Eine lange Zeit ohne Aufzeichnungen ist vergangen.

Seit dem 1. Januar bin ich Rentnerin. Opa Erich hatte eine Virus-Infektion und konnte erst seit einigen Tagen wieder arbeiten. Dann hat es mich erwischt. Einige schlimme Tage haben wir hinter uns. Erich, selber noch nicht ganz in Ordnung, musste mein Krankenpfleger sein, ich hatte eine Ischialgie. Ein scheußliches Wort, fast unerträgliche Schmerzen in Verbindung mit Abhängigkeit, nichts kann man selbst, aufstehen, an- und ausziehen usw. Arztbesuche, Behandlung und Spritzen begannen, in Begleitung von Anni, der treuen Seele. Wenn die Spritze Wirkung zeigte, war ich glücklich, mit der Angst vor neuen Schmerzen.

Am frühen Nachmittag Besuch: Schätzchen mit Mutti, Blumen und ein Briefchen:
Freude auf allen Seiten. Christian erlaubt mir auf dem Sofa zu liegen. Hin und wieder kommt er auch, legt sich zu mir, um miteinander Tao-Tao, ein Buch zu betrachten. Karten können wir im liegenden Zustand auch spielen. Spät am Abend geht die junge Familie heim und wir beiden Alten ins Bett, müde und geschafft, aber glücklich (Oma und Opa sagen: „klappt prima“).
28. Januar 1986
In der Nacht habe ich gut geschlafen, doch nun beginnen erneut starke Schmerzen. Anni begleitet mich zum Arzt zur Behandlung, ich bitte um eine Injektion. Doch die Spritze bringt nicht den gewünschten Erfolg, allerdings kann der Witterungseinfluss sich bemerkbar machen: Frost, Schnee und Glatteis wirken sich wohl aus. Bald kommt Erich nach Hause, dann ist etwas Ablenkung da.

29. Januar 1986
Erneut Arztbesuch mit Anni. Bekomme eine Injektion, die mir etwas Erleichterung verschafft, versuche ein wenig im Hause zu tun, es geht Recht und schlecht. In der kommenden Nacht ohne Supp. Ausgekommen. Beim Anziehen bin ich beweglicher und der Arztbesuch ist ohne Injektion verlaufen. Ich bin doch noch eine lahme Krücke, aber wenigstens ohne die unerträglichen Schmerzen.

31. Januar 1986
Zustand wieder schlecht

1. Februar 1986
Wochenende – Erich ist zu Hause, ich bin darüber sehr froh!

2. Februar 1986
Unser, heute 22 Monate junger, Schatz kommt mit seinen Eltern zu Besuch. Christian überreicht mir ein Körbchen mit Primeln. Überreichen macht er schon vollendet. Oma ist durch die Schmerzen und die Unbeweglichkeit außen vor, somit muss Opa ran.

Wenn unser Schätzchen da ist, ist was los:
Opa, tut, tut – Dreirad fahren, Ballspielen, Bauen und Laufen, Malen und was sonst noch alles von unserem Liebling gespielt werden möchte. Er nimmt erst einmal Besitz von seinen Dingen und uns.

Mittagessen heißt es, dann klettert Christian in seinen Stuhl, das Lätzchen um und wartet, dass das Essen beginnt. Wir bekommen unsere Plätze angewiesen und dann isst unser Kind, natürlich allein. Hilfe will er nicht und was er nicht mag auch nicht. Blumenkohl, Kartoffelbrei und Soße mag er besonders gerne essen, da bewältigt er schon eine große Portion. Mittagsschlaf klappt nicht auf Anhieb. Opa und Papa fahren in die Stadt, um sich über einen Doppelhausbau zu informieren. Ingrid und ich sehen einige schon zugeschickte Prospekte durch. Christian ist nach unserem Kaffee wieder voll in Aktion. Bei mir reicht es nur zum Kartenspielen, wir denken uns immer mal eine andere Variante aus. Opa ist am Abend ganz schön fertig, ich natürlich auch, diese verflixten Schmerzen. Als die junge Familie gegangen ist, gehen wir zu Bett.

3. Februar 1986
Heute ist die letzte Therapie. Anni fährt noch mal mit mir zum Arzt. Mit einigen Schwierigkeiten versuche ich den Haushalt zu machen, doch mein Bein schmerzt verstärkt, ich muss oft Pausen einlegen.

11. Februar 1986
Eine Woche ist vergangen ohne zu starke Beschwerden. Dann hat mich eine blöde Erkältung mit Husten, Schnupfen und leichten Temperaturen erwischt, das Stimmungs-Barometer ist demzufolge auf dem Nullpunkt. Freitagabend, 22.00 Uhr kam die junge Familie vorbei. Ingrid hatte mit dem erst 6 Monate alten Wagen einen Unfall gehabt und Christians Kommentar dazu war „Bums“ – Am Sonnabend, später Vormittag, kamen unsere Drei. Christian schlief, wurde ins Bett gelegt und prompt wach, kam hoch, sah sich um, entdeckte wo er war, „Oma und Opa“ seine Worte und ein Strahlen ging über sein Gesicht, so was an Freude erlebt man nicht oft.

16. Februar 1986
Am Sonntag ging es gegen 10.00 Uhr zu den Kindern. Wir hatten einen Hausbesichtigungstermin in Rhen. Wir wollten uns ein Doppelhaus ansehen, das von Außen und dem Grundriss nach, ansprechend war. Um 11.00 Uhr ging es dann dorthin. Die Ausbauten gehen über die gesamte Dachfläche und dadurch sind die oberen Räume sehr gut geschnitten. Im Erdgeschoss sind Fußbodenheizungen. Die Treppe ist für mich, durch die starke Wendelung, nicht so optimal. Sonst hatten wir von dem Haus einen sehr guten Eindruck. – Nächster Termin 15.00 Uhr in Schnelsen. Ich bin bei Christian geblieben. Ingrid, Bernd und Erich sind alleine losgezogen. Das Kinderhüten war für mich nicht ganz leicht, aufstehen und gehen und bücken. Da die Drei erst um 18,.00 Uhr zurück waren, haben Erich und ich uns auf den Heimweg gemacht. Glätte und leichter Schneefall machten das Nachhausefahren nicht leicht. Wir kamen müde und erschöpft in Poppenbüttel an.

10. März 1986
Es ist Anfang März, Erich noch arbeitsunfähig und Ingrid am Zeh operiert. Unser Liebling durfte zwei Tage bei uns sein. Das Wetter ist kalt, doch die schöne Luft, mit Sonne und Schnee, so recht für Spaziergänge geeignet. Christan hatten es die Vögel angetan. Piep-Piep, ebenso Hund und Katze und die Flugzeuge. Sein Kommentar: „Log zog“. Wir und die Eltern von Ingrid waren in Henstedt zum Geburtstag der Kinder. Für Christian wahrscheinlich zu viel Rummel, er hatte hohes Fieber, dadurch taumeliges Gehen, wenn er aufstand; im Bett hatte er Angst, etwas zu versäumen. Es war schlimm, mit anzusehen, wie unglücklich er war. Seine Eltern waren auch vom grippalen Infekt heimgesucht worden und somit der Tag von Viren und nicht von Fröhlichkeit bestimmt. Sonnabend und Sonntag ging es Christian, nach Aussagen seiner Eltern, besser. Nun ist sein Papa krank, seine Mama natürlich auch.

17. März 1986
Unser Liebling war am Sonntag da, die Freude auf allen Seiten sehr groß. Sein Husten ist noch nicht weg und manchmal quengelt er auch, was meistens bedeutet, dass sein gesundheitliches Wohlbefinden nicht gut ist.

„Auto kaputt“, „Mama Aua“ kommt immer im Zusammenhang, den letzten Autounfall mit seiner Mutter hat Christian noch nicht verkraftet.

Ball und Karten „Joka“, „Tut-Tut“, sind Spiele, die er liebt und Hin- und Herrennen mit Ausdauer. Aufpassen ist bei unserem Schätzchen oberstes Gebot. Keine Tür gibt es, die nicht von ihm geöffnet wird. Herd und Schalter habe es ihm angetan, sowie Klettern und Fallen lassen. Schränke sind zum Ausräumen da und das kleine Böckchen meldet sich hin und wieder.

Wenn Christian kommt, geht bei ihm und uns die Sonne auf. Er betrachtet Oma und Opa als seine Spielkameraden. Manchmal hält er seine kleine Hand hin und sagt: „Oma oder Opa“, was soviel heißt „mitkommen“. Wir gehen gerne mit. Seine Freude und Glück lassen uns oft unsere müden, lahmen Knochen vergessen. Opa ist sein Spielkamerad, die erste Frage, wenn er kommt, ist: „Spielen?“ mit Ball oder Karten mit Jokern. Wenn er nach Hause fährt ist er immer etwas traurig.

Ende März 1986
Im Schwimmbad waren wir fünf inzwischen auch, Christians erster Besuch dort. Opa hat sich den kleinen Nackedei geschnappt und ist mit ihm losgegangen. Wir, Mama, Papa und Oma kamen etwas später. Wir fanden einen nassen Opa und ein etwas steif wirkendes Kind vor. Seine Gesichtszüge drückten „beleidigt sein“ aus. Es war alles zu nass und zu kalt, also keine geglückte Premiere. Sein Verhalten zu Wasser hat sich in der ganzen Zeit nicht verändert, planschen ist kein gutes Spiel. Ob Christian wohl wasserscheu ist?

Eines Tages sind wir mit Ingrid und Christian zum Tierpark nach Hagenbeck gefahren. Der Tag war angenehm warm und unser Liebling vergnügt. Die vielen Tiere wurden bestaunt, einige durch hinterherlaufen verscheucht, andere machten großen Eindruck auf ihn und flößten auch etwas Furcht ein. Doch auf Opas Arm war Christian ganz doll mutig.

Riesig war der Spielplatz! Keine Rutsche war zu hoch und steil, sie musste von unserem Schätzchen bezwungen werden (mit Ausdauer). Dann kam die Delphinschau. Als Begrüßung sprangen die Tiere so hoch, dass das Wasser nur so spritzte. Nun wurde die Stimmung bei unserer Hauptperson schlecht. Die Musik war auch etwas laut, am liebsten hätte er Reißaus genommen. Opa musste ihn ganz fest im Arm halten und wenn er Lust hatte, schaute er ein wenig zu. Gut fand er die Schau nicht!!! Im Ganzen war der Tag doch gelungen, müde kamen wir nach Hause.

10. Dezember 1987
Über ein Jahr habe ich nichts geschrieben.

Am heutigen Tage hatten wir das Glück, ein zweites Enkelkind zu bekommen!

Ingrids Schwangerschaft war unkompliziert. Die Geburt verlief schnell und ohne Schwierigkeiten. Die kleine SVENJA, Christians Schwesterchen, durften wir am 11.12. morgens besichtigen.

Christan hatte die Nacht bei uns geschlafen, Papa musste ja bei der Geburt dabei sein. (Unser Schätzchen wäre auch zu gerne dabei gewesen). Christian war glücklich ein „Baby“ zu haben, aber so klein hatte er es sicht nicht vorgestellt. Leider konnte er noch nicht mit seiner Schwester spielen.

1. April 1988
Christan wird morgen, am 2. April 4 Jahre alt! Die Zeit läuft wie im Fluge. Er ist nach wie vor unser Sonnenschein.

Seit ca. einem Jahr gehen wir mit Christian wöchentlich zum Schwimmen. Seine anfängliche Wasserscheu ist im Laufe der Zeit verschwunden. Heute unterhält er andere Besucher des Schwimmbades und zeigt, was er schon kann. Seit einem Dreivierteljahr besucht Christian dreimal in der Woche den Kindergarten, was ihm großen Spaß macht. Ab dem 1. Mai 1988 darf er täglich in den Kindergarten. Mit anderen Kindern spielen und zusammen sein ist für ihn sehr wichtig, er mag Kinder sehr.

Lieber Christian,

da Du jetzt den Weg aus der Schule in Dein weiteres Leben beschreiten wirst, habe ich für Dich die Tage aufgezeichnet, an die Du Dich nicht so gut erinnern kannst.

Ich hoffe, dass Du hieran viel Freude haben wirst!

In Liebe
Deine Oma