Liebe Nichtwähler

Liebe Nichtwähler

Na, ich weiß nicht so recht, ob ich diesen Teil der Wählerschaft mit „liebe“ anschreiben soll. Aber da ich höflich bin, will ich es mal dabei belassen.

Also liebe Nichtwähler,

natürlich habt Ihr am Wahltag, dem 24. 9. 2017 gaaanz plötzlich etwas anderes Wichtiges vor. Und der Wahltermin ist ja auch so plötzlich über Euch hereingebrochen und der Ausflug oder der Geburtstag hat Euch dann auch überrascht. ich kann Euch gut verstehen, dass Ihr aus Versehen die Stimmabgabe verpasst hat. Der Zeitraum von 8 bis 18 Uhr ist ja auch wirklich sehr kurz.

Das mit der Briefwahl habt Ihr natürlich auch nicht gewusst oder nicht verstanden. Ich verstehe Euch sehr gut. Schließlich machen „Die da oben“ ja doch was sie wollen.

*Sarkasmus off*

Um es ganz klar zu sagen: Wer nicht wählen geht, bekommt die Regierung bzw. die Partei ins Parlament, die er absolut nicht ausstehen kann.

Der wahrscheinlich ziemlich lange Wahlzettel bietet doch für jeden etwas (etwa 29 Parteien und Wählervereinigungen stellen sich zur Wahl). Da wird doch für Euch auch eine Partei dabei sein, deren Ziele Ihr überwiegend teilt. Unser demokratisches Gemeinwesen funktioniert nur durch die aktive Mitarbeit von uns Bürgern. Die geringste Form der Mitarbeit ist es, sein Wahlrecht (es ist leider keine Pflicht, aber das ist ein anderes Thema) auszuüben. Jahrzehntelang habe unsere Vorfahren darum gekämpft, ihr Wahlrecht auszuüben. Wie heißt es so schön im Artikel 38 des GG: „Die Abgeordneten des Deutschen Bundestages werden in allgemeiner, unmittelbarer, freier, gleicher und geheimer Wahl  gewählt.“ Jedermann und -frau hat gleich viele Stimmen (1 für den Kandidaten, 1 für die Partei) und sollte sie auch nutzen.

Neben den oben erwähnten Personen, für die die Wahl „überraschend“ kommt, gibt es eine erklecklich Anzahl, die bewusst nicht zur Wahl gehen, also Wahlverweigerer. Ihre Argumente sind idR „Ich habe sowieso keinen Einfluss mit meiner einen (Partei)Stimme“, „Keine Partei überzeugt mich mit ihrem Programm“, „Die da oben . . .“(aber das hatten wir schon)

Natürlich gibt es keine Partei, mit deren Zielen, Wahlprogrammen oder Personen ich 100% übereinstimme, aber näherungsweise findet sich immer eine Lösung. Kompromisse zu schließen ist die Tugend des Demokraten, also Verhandlungsergebnisse zu akzeptieren, die auch einen Großteil meiner Argumente beinhalten.

Wenn ich ein Anliegen habe, dass nach meiner Auffassung nicht ausreichend berücksichtigt wird, muss ich aktiv werden. Lösungen fallen nicht vom Himmel oder woher auch immer. Ich muss mich kümmern, z. B. in der örtlichen Gliederung einer Partei, der ich am ehesten nahe stehe. Oder wenn es die nicht gibt. muss ich eben mit Gleichgesinnten eine Partei gründen. Ist auch nicht so schwer. Und dann andere davon überzeugen, dass meine/unsere Meinung wichtig ist und Unterstützung verdient. Es geht nicht um das „DAGEGEN“ sondern um das „DAFÜR“. Gegen etwas sein, ist einfach, aber sich für etwas engagieren, das macht nach meinem Verständnis erst den vernunftbegabten Staatsbürger aus. Das sind wir doch wohl alle, oder?

Aber nichts zu tun? Das ist Bequemlichkeit, Ignoranz und in hohem Maße fahrlässig. Es kursiert hierzu in den sozialen Netzen ein Beispiel, bezogen auf die AfD:

100 Wahlberechtigte, 50 gehen zur Wahl, 3 wählen AfD: Ergebnis 6% für die AfD

100 Wahlberechtigte, 75 gehen zur Wahl, 3 wählen AfD: Ergebnis 4% für die AfD

Dieses vereinfachte Beispiel macht deutlich, dass die Anzahl der tatsächlich zur Wahl gehenden unmittelbaren Einfluss auf das Verpassen und Hineinkommen hat. Denn die Unterstützer der kleinen Parteien gehen zumeist alle zur Wahl.

Warum also Ihr nicht?

Wenn er Dir gefällt, teile diesen Artikel
Kommentare sind geschlossen.